4
Jan
2008

Silvester-Krocher

Die letzten verhungernden Laute eines Böllers in der Eckgasse, dazu ein bewunderndes "Oida", das sich durch die Kapuzentragenden Prolobrownies durchschmuggelt (weil viel mehr nicht rausgelassen wird und kann). Ja, Silvester ist vorbei. Wahrscheinlich stellt sich an keinem anderen Tag, schon gar nicht an einem Feiertag, Atheismus hin oder her, eine Begründung gibt es immer, und wenn diese "fein sein, zu Hause bleiben" lautet, so sehr die Sinnfrage wie am 31. Dezember.
Im Grunde unterscheidet sich Silvester ab einem gewissen Alter von keinem anderen Wochenendstag - was einen selbst betrifft. Nur, dass man in der Innenstadt das Zehnfache an verlorenen Menschenseelen trifft und die U-Bahn komatöse Leichenteile bis in die Früh transportiert.
Nun gut, in der Wiener Gesellschaft hat sich so einiges getan. Ein ganzes Unternehmen hat eine Generation an Heranreifenden geschaffen. Für dieses Schaffen muss man so dankbar sein, wie für ein Rektalwimmerl. Allgemein haben sich Jugendliche ja nie ominös untereinander unterschieden. Dafür ist das Selbstwertgefühl zu niedrig und der Drang in einer Gruppe zu sein zu groß. Aber dass 13-16 Jährige geklont zu sein scheinen und vor allem etwas repräsentieren, für das man sich als Normaldenkender, wenn man auch in der Minderheit lebt, ein bisserl geniert.
Da haben sich doch tatsächlich die pumpenden Blutadern aus dem Hirnkasterl in die Oberarme verabschiedet. So kann man die Unproportionalität des Hauptes mit dem Oberkörper erklären. Normalerweise regelt die Natur so etwas von selbst: Als der Mensch jagen musste, schien er auch die körperlichen Voraussetzungen dafür zu haben.
Nur: Wozu soll das im jetzigen Milieu gut sein? Fein, man kann sich wunderbar gegenseitig "ansteigen" (Milieuausdruck) - aber sonst? Mit der Artikulation schauts ja eher bescheiden aus (Oida? Fix? Kroch ma? Fix? Oida?), also bleibt die Besinnung auf die Stärken. Die die Generation Prolotoaster auch im Tanzen gefunden hat. Der Tanzstil nennt sich "schranzen", inwiefern sich dieser vom "krochen" entscheidet bzw. was generell der Unterschied zwischen diesen Verben ist - vielleicht weiß es hier jemand.
Nun gut, um jetzt den Kreis zu schließen: Früher verwendete man anstatt Silvesterböller auch "Silvesterkracher". Dass sich hier eine sprachliche Analogie zwischen Kracher und Krocher anbietet, ist mir seit Silvester 2007 bekannt. Und das hat es nicht wirklich besser für mich gemacht.
das_steffal - 8. Jan, 13:15

Das ist zum Beispiel etwas, das ich verstehe.
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das_steffal - 8. Jan, 13:15
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Ich finds very beautiful...es ist zwar kryptisch aber...
das_steffal - 8. Jan, 13:13

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